Allein das Thema eines Literaturwettbewerbs "der Wortfinder" gefiel den Teilnehmern des "Schreibwerkstatt-Kurses" der Förderstätten sofort: "Zu 'Luft und Liebe' fällt uns ganz viel ein", so deren Tenor.
Der Reihe nach. Was vor Jahren noch schier unmöglich klang, nämlich dass Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ihre Gedanken zu Papier bringen wollen und können, ist heute, Dank so genannter "Gestützter Kommunikation" normal. Und längst hat sich aus dem "Förderstätten-Lese-Club" eine Schreibwerkstatt entwickelt.
Einmal in der Woche findet der Schreibwerkstatt-Kurs im Mehrzweckraum der Förderstätten statt. Dank moderner Technik werden dann die Texte via Notebook und Beamer allen Teilnehmern angezeigt oder sogar vorgelesen. Und es ist beeindruckend, wie die Kurs-Teilnehmer mit schwerer und mehrfacher Behinderung ihre Gedanken zu Papier bringen. Damit dies klappt, hilft Ines Exner den Erwachsenen mit "Gestützter Kommunikation". Die Föst-Gruppenleiterin wird sozusagen zur Kommunikations-Assistentin der Teilnehmer. Zuvor hatte sie sich ausgibig mit dem Thema der "Gestützten Kommunikation" beschäftigt und fortgebildet.
„Ich bin so glücklich über unsere Schreibwerkstatt“, teilt ein Katja Sebald mit Hilfe einer Buchstaben-Tafel mit. Sie junge Frau mit Behinderung hat in der Dr. Bernhard Leniger Schule nicht nur das Alphabet gelernt, sie kann lesen und schreiben – doch stets braucht sie dazu Unterstützung. Die Schreibtafel ist für Katja Sebald und die anderen Teilnehmern ein Medium und so etwas wie der Hauptgewinn. Denn fast allen Kurs-Teilnehmern fällt es, aufgrund ihrer Behinderung auch schwer zu sprechen. "Sehr wohl aber haben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung Gedanken und Gefühle , die sie gern zum Ausdruck bringen", erläutert Ines Exner.
Die Teilnehmer haben inzwischen viele Aktionen und Projekte im Haus begleitet, beispielsweise "Von der Idee bis zur Entstehung des Weiden-Tippis".
"Im April 2018 haben wir als Gruppe erstmals an einem bundesweiten Literaturwettbewerb der Wortfinder teilgenommen", informiert Ines Exner und ergänzt "zum Thema „Luft und Liebe“ haben wir Gedichte verfasst und eingereicht."
"Als im Sommer der Bescheid kam, dass die Autorinnen Tanja Hopf und Kathrin Chrupala aus den Förderstätten der Lebenshilfe Nürnberger Land, zwei der glücklichen Preisträger des Literaturwettbewerbs sind, konnten wir es erst gar nicht glauben und dann war die Freude übergroß", so die Förderstätten-Leiterin Stefanie Mielich.
Im September 2018 geht es zur Preisverleihung nach Bielefeld. "Wir sind aufgeregt und vorfreudig", erzählen beide Gewinnerinnen – natürlich über die Schreibtafel.
Kurz und knackig bringen beide prämierten Texte die Gedanken der Frauen auf den Punkt. Die Kurzprosa ist lesenswert, mit viel Luft, Liebe und Gänsehautfeeling.
(Originaltext)