Katrin Chrupala und Tanja Hopf gehören zu den glücklichen Gewinnern des diesjährigen Literaturwettbewerbs "der Wortfinder". Rund 1100 Texte sind von Teilnehmern aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz bei dem Bielefelder Worfinder-Verein eingegangen. Jetzt wurden die prämierten Texte der Autorinnen mit mehrfacher Behinderung der Lebenshilfe Nürnberger Land auch im Literarischen Wochenkalender 2019 veröffentlicht. Stolz und verblüfft gratulierte Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John den Gewinnerinnen.
Foto: Lebenshilfe-Chef John gratulierte den beiden Luft und Liebe-Text-Gewinnerinnen sehr herzlichen mit Blumen. v.l. Franziska Zoufal, Leiterin der Förderstätten der Lebenshilfe Nürnberger Land, Gewinnerin Katrin Chrupala mit Mutter (die den Kalender der Wortfinder stolz in ihren Händen hält), Gerhard John, Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberger Land, Gewinnerin Tanja Hopf mit Mutter und Ines Exner, Erzieherin / Leiterin der Schreibwerkstatt, Förderstätten der Lebenshilfe Nürnberger Land, mit Buchstabentafel.
„Für Katrin Chrupala und Tanja Hopf ist diese Auszeichnung ein unbeschreibliches Glück“, erzählt Ines Exner. Die Erzieherin leitet in den Förderstätten einen Schreibwerkstatt-Kurs und erläutert: „Was vor Jahren noch schier unmöglich klang, nämlich dass Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ihre Gedanken zu Papier bringen wollen und können, ist heute, mithilfe ‚Gestützter Kommunikation‘ möglich.“
Jetzt würdigte Lebenshilfe-Chef Gerhard John die beiden prämierten Autorinnen im Rahmen einer Feierstunde mit Eltern, Förderstättenleitung und weiteren Kursteilnehmern. „Diese Zeilen über Luft und Liebe haben Tiefgang und berühren mich sehr“, zeigte sich John stark beeindruckt. Gänsehaut habe er beim Lesen der Texte, wie den von Katrin Chrupala, der zu Luft und Liebe dies einfiel: „Liebe und ich. Das ist ein problem. Ich hätte gern einen freund aber bin behindert und sitze im rollstul. Ich mag die liebe trotzdem da ich träumen kann und das ist schön“ (Originaltext)
„Ich liebe unsere Schreibwerkstatt“, teilte Tanja Hopf mittels „gestützter Kommunikation“ per Buchstaben-Tafel dem kleinen Kreis mit. Die Frau mit Behinderung hat in der Dr. Bernhard Leniger Schule nicht nur das Alphabet gelernt, sie kann lesen und schreiben – braucht dazu aber Unterstützung. Die Buchstaben-Tafel ist deshalb für viele Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung weit mehr als ein Medium, eher eine Art Hauptgewinn. Fast allen Teilnehmern des Schreibkurses der Förderstätten können nicht sprechen. "Sehr wohl aber haben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung Gedanken und Gefühle, die sie gern zum Ausdruck bringen möchten", erläutert Ines Exner, die eine Zusatzausbildung „gestützte Kommunikation“ absolvierte. – "Es ist schön, heute mit unserem Vorsitzenden ein gemeinsames Foto zu machen", erzählen beide Gewinnerinnen – natürlich über die Buchstaben-Tafel.
Alleine wären solche Förderextras und Angebote wie dieser Workshop für Ines Exner nicht zu stemmen. Exners Kolleginnen aus der Fördergruppe bleiben während der Zeit des Angebots "Schreibwerkstatt" bei den Betreuten in der Gruppe. "Brigitta Leikauf unterstützt unsere Einrichtung beim Leseclub und bei der Schreibwerkstatt ehrenamtlich", erläutert Förderstätten-Leiterin Franziska Zoufal. Seit vielen Jahren bringt sich Brigitta Leikauf, die selbst eine Tochter mit Behinderung hat, im Betreuungszentrum mit viel Kreativität ein. "Eine Kollegin, die wir nicht missen möchten", so der einhellige Tenor des Förderstättenteams.