• Foto: M. Hummel, Betty und Bonny mit Marcus Eckert - tierische Therapeuten in der Lebenshilfe. Vier Pfoten mit Mission.
    Foto: M. Hummel, Betty und Bonny mit Marcus Eckert - tierische Therapeuten in der Lebenshilfe. Vier Pfoten mit Mission.

Tierische Therapeuten in der Lebenshilfe

Foto: M. Hummel, Betty und Bonny mit Marcus Eckert - tierische Therapeuten in der Lebenshilfe. Vier Pfoten mit Mission.

Marcus Eckert mit Betty und Bonny.
Foto: Melanie Hummel, Fahner-Verlag.

easy living - magazin - Artikel M. Hummel: Vier Pfoten mit Mission

Lesetipp!

Die Redakteurin Michaela Hummel, Fahner-Verlag, berichtet in ihrem Artikel - erschienen im Magazin easy living 6/24 - über die Arbeit der beiden Therapiehündinnen Betty und Bonny in den Förderstätten.

Ein echter Lesetipp, nicht nur für Hundefans und hier zum Download mit freundlicher Genehmigung des Fahner-Verlags.


Vier Pfoten mit Mission

Kalte Schnauze, weiches Fell, wacher Blick – wo Hunde auftauchen, hebt sich die Stimmung oft deutlich zum Besseren. So auch in den Förderstätten der Lebenshilfe Nürnberger Land, wo Betty und Bonny längst fester Mitglieder des „Betreuerteams“ sind – seither hat sich vieles verändert in der Einrichtung der Lebenshilfe im Haberloh.

Sympathisch, engagiert, unvoreingenommen

Sympathisch, engagiert, unvoreingenommen – ja, ganz sicher trifft diese Beschreibung auf alle Angestellten in den Förderstätten zu. Konkret sind damit aber Bonny und Betty gemeint. Die beiden Damen, ihres Zeichens Puggle (eine Kreuzung aus Mops und Beagle) und französische Bulldogge, gehen täglich gemeinsam ihrer Berufung nach.

Auf den Hund gekommen ist man in den Förderstätten 2005 mit einer Diplomarbeit zu diesem Thema – heute kann man sich den Alltag ohne die Unterstützung der tierischen Therapeuten gar nicht mehr vorstellen. Marcus Eckert war der erste, der 2008 die zweijährige Ausbildung in „tiergestützter Therapie und Pädagogik mit Hund“ absolvierte und damals mit Hündin Rosi startete. Heute begleitet ihn seine Betty täglich in die Arbeit.
Mit „Kollegin“ Bonny und deren Frauchen Sabine Klingler sind die beiden Hunde echte Co-Therapeuten. Ihre Aufgabe: Menschen mit körperlichen und geistigen Beschwerden auf psychoemotionaler, motorischer oder sozialer Ebene erreichen. Und genau das funktioniert hervorragend. „Je länger die beiden dabei sind, desto schöner wird es in der Einrichtung. Die Hunde sind voll integriert, man kommt mit allen viel mehr ins Gespräch, das Gefühl von Verbundenheit wächst, alles ist viel familiärer“, schwärmt Marcus Eckert, der schon seit 25 Jahren in der Förderstätte arbeitet – er muss es wohl wissen.

Oft reicht es schon, dass die Hunde einfach da sind

Betty und Bonny sind quasi in der Förderstätte aufgewachsen, waren schon als Welpen dabei. „Bei allem Engagement steht das Wohl der Hunde aber immer an erster Stelle“, betont der Stellvertretende Einrichtungsleiter Eckert, weshalb er und seine Kollegin Sabine Klingler natürlich auf ausreichend Pausen und Rückzugsmöglichkeiten für die Hunde achten. Sich anfassen lassen, mit dem Rollstuhl fahren, spielen - all das ist auch für einen Therapiehund anstrengend, weshalb ein Einsatz in der Regel nicht länger als eine halbe Stunde am Stück dauert. Dann ziehen sich die vier bzw. acht Pfoten mit Mission ins Büro zurück. „Das macht jedoch auch das Besondere aus“, betont Eckert, „dass die Hunde eben nicht den ganzen Tag über dabei sind.“

Was das „Besondere“ ist? Oft reicht es schon aus, dass die Hunde einfach da sind, eine spezielle therapeutische Aufgabe haben sie nicht. Dann kommt dazu, was der betreute Mensch gerade braucht: Bewegung beim gemeinsamen Gassigehen, Spiel, Körperkontakt – die Hunde sind unvoreingenommen und freuen sich, dass jemand da ist. Es ist ihnen auch egal, wenn jemand mal zuckt oder lauter wird. Sie fungieren häufig als Mittler, helfen zu verstehen, was Menschen, die nicht sprechen können, ausdrücken wollen oder überwinden individuelle Barrieren. Besonders deutlich wird das bei „TopDogs“ – ein Aufgaben-Parcours, den Sabine Klingler ausgetüftelt hat und den die Betreuten gemeinsam mit den beiden Hunden meistern (mehr dazu auf der Website der Lebenshilfe Nürnberger Land).

Konzept der tiergestützten Therapie geht voll auf

Markus Eckert und seine Kollegen sind begeistert, was durch Betty und Bonny alles in Bewegung gekommen ist. Hunde laden direkt zu Interaktion ein, sie machen neugierig, wecken Interesse, sind Gesprächsstoff und Aktionspartner. So gibt es sie, die glücklichen Momente und unerwarteten Erfolge, die Freude und das Staunen auf allen Seiten. Oder wie Marcus Eckert erzählt: „Wenn Eltern lächelnd fragen, ob Betty wohl gerade bei ihrem Kind war?“

Der Hunde-Knigge

Hunde wie Betty und Bonny bringen schon rassespezifisch und wesensbedingt ganz viel für „ihren Job“ mit. Sie genießen es im Mittelpunkt zu stehen, suchen die Nähe zum Menschen von sich aus – und sind natürlich auch von der Größe her perfekt. Einen ausgeprägten Jagd- oder Beschützertrieb haben beide nicht. Dennoch sind sie auch ganz normale Hunde, die ihre Bedürfnisse haben. Damit es für Hunde, Betreuer und Betreute passt, braucht es Regeln. Und die haben Sabine Klingler und Sabine Reuscher, Gruppenleiterinnen in den Förderstätten, für und mit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung zusammengestellt: Im Hunde-Knigge wird Basis-Wissen über die Bedürfnisse und die Körpersprache von Hunden in Bildern und kurzen Texten dargestellt – ganz lebenspraktisch eben.

Info-Kasten: Hunde mit Beruf

Assistenzhunde sind speziell für einen Menschen mit mentaler oder körperlicher Einschränkung ausgebildet, die auch bei diesem leben und echte Familienmitglieder sind. Dank Ihrer Unterstützung können die Folgen der Behinderung gemindert werden, indem sie Gegenstände bringen, Türen öffnen oder beim Anziehen helfen. Assistenzhunde, deren durchaus anspruchsvolle Ausbildung rund zwei Jahre dauert, haben auch Zutritt zu Arztpraxen und Supermärkten und weitere Rechte in der Öffentlichkeit.

Therapie(begleit)hunde begleiten ihre Halter, meist medizinische Fachkräfte, bei der Arbeit, um unterschiedliche Menschen auf therapeutischer Ebene zu unterstützen, also pädagogisch, psychologisch und sozial. Man spricht auch von tiergestützter Therapie. Dabei fungieren sie oft durch ihre reine Anwesenheit als Eisbrecher, können Angstzustände, Aggressionen. Sozialstörungen und Stress mindern. Therapiehunde sind bei bestimmten Maßnahmen im Einsatz, ansonsten aber ganz normale Hunde, die bei ihrem Halter leben. Anders als bei den Assistenzhunden werden hier die Halter ausgebildet, nicht die Hunde.

Besuchshunde gehen nach einer mehrwöchigen Ausbildung mit ihrem Halter oft ehrenamtlich in Einrichtungen wie etwa Senioren- oder Pflegeheime. Da viele Bewohner früher oft selbst Tiere hatten, können Hunde Erinnerungen wecken, soziale Interaktion fördern oder einfach glücklich machen. Auch Schulen oder Kindergärten profitieren von solchen Besuchen und können zugleich noch den richtigen Umgang mit Tieren lernen. Weil Hunde einfach nur da sind und nie kritisieren, können sogenannte Vorlesehunde Kindern auch die Angst vorm Lesen nehmen.

Ein Bericht von Michaela Hummel, 2024, erschienen im Fahner-Verlag, Magazin easy living.

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