Großes Herz für Innovation und Inklusion

Karin Baumüller-Söder und Reiterin Eva-Maria Wälde mit Therapiepony Sammy

First Lady besuchte Reittherapiezentrum und Werkstätten

Bei dem Besuch kam das Gespräch schnell auf Technik und Mechanik. “Ich produziere hier mit Kollegen die Getriebeteile für MAN Trucks”, erzählte Sascha Brückner stolz über seinen Arbeitsplatz an der Werkbank, während er mehrere komplexe Handgriffe in schwindelerregender Geschwindigkeit maßgenau ausführte. “Auf mich kannst du dich verlassen”, fügte Sascha hinzu. Nicht nur von den bereits seit 1975 in der Region geschaffenen modernen und vielschichtigen Arbeitsplätzen zeigte sich Karin Baumüller-Söder beim Rundgang durch die Fertigungshallen der Werkstätten beeindruckt, mehr noch vom überaus offenen und herzlichen Umgang der Menschen mit und ohne Handicap. „Die Moritzberg-Werkstätten sind für mich ein gelungenes Beispiel für Inklusion. Man merkt sofort, wie stolz hier jeder auf seine Arbeit und seine Fähigkeiten ist. Alle sind mit ganzem Herzen bei der Sache. Teilhabe für Menschen mit Behinderung ist ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag an uns alle. Das gilt gerade auch für Teilhabe am Arbeitsleben.“

Motivation durch Innovation

Mehr als 350 Frauen und Männer mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung aus dem Landkreis gehen in Lauf an mehreren Standorten täglich anspruchsvollen Tätigkeiten und der Produktion in den Bereichen der Metall-, Holz- und Textilverarbeitung nach: Von der Ladesäule für E-Autos, Eichenholz-Schemeln für Zuhause bis zu Upcycling-Taschen aus gebrauchten Hüpfburgen. “Unser Ziel ist es, vor Ort mit speziell zugeschnittenen Arbeitsplätzen nicht nur eine Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, sondern mit Programmen zu Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit auch für das körperliche und geistige Wohl in Beruf und Freizeit zu sorgen", führte Werkstattleiter Jürgen Schmitt gegenüber der interessierten Besucherin aus.

Automatisierung, Robotik, 3D-Druck: Das sind die vorwiegenden Stichwörter, mit denen man sich nicht nur fernab Berliner Giga-Factories beschäftigt, denn Lebenshilfe-Chef Dennis Kummarnitzky möchte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst Recht in Zeiten der Digitalisierung nicht abgehängt sehen: “Die kollegiale Zusammenarbeit mit regionalen Branchengrößen wie der EuWe Eugen Wexler GmbH, der ABL GmbH und der MAN Truck & Bus SE erlauben es uns in einer Art und Weise industriell Schritt zu halten und Innovationen ins Auge zu fassen, wie es für unsere Betreuten in der freien Wirtschaft so nicht möglich wäre – inklusive Grundsicherung, Wohnmöglichkeit und Selbstverwirklichung bis ins Rentenalter”. Die Betreuten Sascha, Andreas Lederer und seine Kollegin Stefica Husinec freut‘s. Sie sind sich dessen bewusst, dass sie hier alle Besonderes leisten.

Tierische Unterstützung

Was die Realisierung von Innovationen im idyllischen Lauf-Schönberg betrifft, ist Hans-Peter Schmidt wiederum kein Unbekannter. Der langjährige Förderer der Lebenshilfe und Stiftungsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherung begleitete Frau Baumüller-Söder bei Ihrem Besuch bis zum nur wenige Meter von den Werkstätten entfernten Reittherapiezentrum. “Seit knapp zehn Jahren Heimat von sieben Pferden und Ponies”, ergänzt Lebenshilfe-Vorstand Gerhard John stolz, “die neben den angestellten Menschen mit Behinderung aus den Werkstätten auch von förderbedürftigen Klein- und Vorschulkindern in Therapie und zu inklusiven Freizeitangeboten besucht werden können”. Das tierische Jubiläum steht also noch in diesem Jahr an.

Beim Rundgang zwischen Ställen und Koppel erläuterte das inklusive Stallteam, dass das Portfolio des Zentrums dabei auch den Reitsport für Menschen mit Behinderung umfasst und den Besuchern Zertifikate wie zum Beispiel den „Pferdeführerschein“ und die Teilnahme an offiziellen Turnieren ermöglicht werden. Karin Baumüller-Söder, selbst jahrzehntelang turniererfahrene Springreiterin, war begeistert, dass hier gerade junge Menschen vom ganzheitlichen Angebot tiergestützter Pädagogik profitieren können. „Pferde sind wunderbare und sehr einfühlsame Wesen. Sie spüren sofort, wenn Menschen besondere Bedürfnisse haben. Reittherapie ist ein einzigartiger Ansatz, der Empathie, Gleichgewichtssinn und Bewegung gleichermaßen fordert und fördert. Wir konnten heute einmal mehr erleben, wie wertvoll diese Therapie für Menschen mit Behinderung ist.“

Die sechsjährige Nadine ist eine der vielen kleinen Gäste des Reittherapiezentrums. In Kooperation mit der Frühförderung der Lebenshilfe freut sie sich auf ihren wöchentlichen Ausritt auf dem Wallach “Kleiner Onkel”. Spielerisch und stressfrei öffnet sich das zierliche Mädchen ihrer Therapeutin Daniela Vollweiler im Rahmen der tiergestützten Traumapädagogik nämlich meist erst bei gemeinsamen Ausritten durch den Wald. “Nadine ist fremden Menschen gegenüber sehr misstrauisch, meist verschlossen und ängstlich”, erzählte Vollweiler. Aber mit dem Pferd als Medium “blüht die Kleine völlig auf, sammelt Mut, schöpft Energie und öffnet sich mir gegenüber”. Und beim gemeinsamen Ausführen von Shetlandpony Paul wird meist auch aus erst noch so sorgenvollen Elterngesprächen schnell echtes Teambuilding: für einen guten Start der Kleinen in die große Welt.

Ein Slogan, der verpflichtet

"Wir fördern, betreuen und begleiten vom Säugling mit Entwicklungsverzögerung bis zum alten Menschen mit Handicap", fasste Vorstand Gerhard John das Schaffen der Lebenshilfe Nürnberger Land für den prominenten Besuch zusammen. Der Fachverband bietet in seinem 53. Jahr landkreisweit rund 1500 Betreuungsplätze für Menschen mit Förderbedarf und Behinderung und wurde über die Jahre zum modernen Sozialunternehmen – und das nicht nur dem Slogan nach “spürbar menschlich”.



Karin Baumüller-Söder und Lebenshilfe-Vorstand Gerhard John vor dem Reittherapiezentrum der Lebenshilfe (Foto: Giulia Iannicelli)

Karin Baumüller-Söder inmitten der Reiterinnen und Reiter des Reittherapiezentrums der Lebenshilfe

Karin Baumüller-Söder schaute anschließend Werkstattmitarbeitern Andreas Lederer und Sascha Brückner über die Schulter (Foto: Giulia Iannicelli)

Lebenshilfe-Vorstand Gerhard John mit Karin Baumüller-Söder, Förderer und Stiftungsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherung Hans-Peter Schmidt, Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky und Werkstattleiter Jürgen Schmitt (Foto: Giulia Iannicelli)



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