Die Führungskräfte der landkreisweit insgesamt 24 Einrichtungen der Lebenshilfe im Nürnberger Land trafen sich zur Klausur mit ehrenamtlichen Vorständen und der Geschäftsleitung. Bei der dreitägigen Tagung in der Benediktinerabtei Plankstetten bei Beilngries gab es kein Schweigegelübde – im Gegenteil: In schwierigen Zeiten von Kriegsgebaren, Rechtsruck und Fachkräftemangel gilt es mehr denn je, den Fokus auf die Schwächsten der Gesellschaft zu lenken und maßvoll die Stimme zu erheben, um sich mit neuen Programmen mutig kommenden Herausforderungen zu stellen.
Für das Förderzentrum in Lauf-Schönberg war es gegen Jahresende 2023 ein Segen, für künftige Schülerinnen und Schüler wird das umso mehr gelten: Die Playmobil Kinderstiftung lieferte ein mehrere Meter langes Aktivschiff für den Pausenhof und insbesondere für die immer höhere Zahl an autistisch geprägten Schützlingen wird so ein bunter Kahn sprichwörtlich zum Eisbrecher. Die Modernisierungsarbeiten der Dr. Bernhard Leniger Schule gehen derweil 2024 ins letzte Drittel und dank neuer Strukturklassen, interaktiver Tafeln und einer eingespielten Mannschaft sind die Segel, trotz stürmischer Zeiten, gesetzt!
Ein rauer Wind setzte den Moritzberg-Werkstätten hingegen zu. Zukunftsweisend wurde daher bereits im vergangenen Jahr zusammen mit der Eugen Wexler GmbH die Mitarbeiter unterstützende Robotik in der Verarbeitung eingeführt, die gemeinsame Produktion von nachhaltigen Taschen in der Textilverarbeitung für Puma konkretisiert und viele Aktionen mit spendablen Partnern realisiert. Gemeinsame Projekte der Sportwagencharity e.V., Mertel Italocars, Pferdesporthaus Loesdau, Dommer-Stiftung, Norma, Uvex und weiteren, verhalfen zum nötigen Spendenvolumen für die baldige Überdachung am Reittherapiezentrum und helfen damit den massiv gestiegenen Anfragen des Therapieangebots Herr zu werden. Allerdings mussten die Werkstätten in Zeiten von Corona zum Leidwesen – aber vor allem zum Schutz ihrer Angestellten mit Handicap – lange geschlossen bleiben. Krieg und Inflation zollten ebenfalls langfristig ihren Tribut. Mit “bewährten Partnerschaften und neuen Angeboten für unsere Betreuten”, so Werkstattleiter Jürgen Schmitt, wolle man aber “bald wieder an frühere Erfolge anknüpfen und alle Mitarbeitenden daran teilhaben lassen”.
Virtuelle Erfolge gab es bereits, denn dank eines jungen Leitungsteams wurden Angebote und Formate eingeführt, die landesweit ihresgleichen suchen: Neben einem von der Aktion Mensch geförderten inklusiven Filmstudio, genannt paletti TV (www.paletti.tv) das seit Ende 2022 mit selbst produzierten Nachrichtenbeiträgen und “Löwenzahn”-Reportagen aufwartet, ging heuer dazu noch ein eSports-Team an den Start. Bitter nötig und vor allem “zeitgemäß” seien Aktionen wie diese, so Gruppenleiter Florian Christ, der sich mit dem inklusiven Filmteam die Räumlichkeiten teilt und im Sommer vom Spielesender GameTwo besucht wurde. “Hier wird gezockt”, meinte Werkstattratsvorsitzender Andreas Gebhard im Videobeitrag und zeigte dem Publikum von ZDFneo voller Stolz, dass Arbeit und Leidenschaft bei der Lebenshilfe Nürnberger Land vor allem für junge Menschen mit Handicap künftig vereint werden sollen. Diesen Sommer ist dementsprechend sogar ein inklusives Fifa-Turnier für 50 Teilnehmer geplant – in Kooperation mit einem großen Nürnberger Sportverein.
Das Eis zu brechen gilt es für SORA, der Einrichtung “Sozialraumorientierte Arbeitsplätze” der Moritzberg-Werkstätten. Mit der Eröffnung eines Infopoints im Laufer Zentrum soll Interessenten ab 2024 die Scheu vor einem seitens der Lebenshilfe unterstützten integrativen Arbeitsplatz genommen werden. Sowohl seitens der Arbeitgeber, als auch der Arbeitnehmer gebe es “aktuell noch viele Bewerber mit Berührungsängsten”, so Einrichtungsleiterin Franca Brandmüller. Mit Unterstützung, Aufklärung aber auch vielen Erfolgsgeschichten möchte die Lebenshilfe Nürnberger Land hier künftig vor allem jungen Menschen unter die Arme greifen, die fit sind für einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt, Anschub geben und regional inklusive Arbeitsplätze vermitteln.
Je grauer die Zeit, desto bunter möchte die Lebenshilfe der nicht minder werdenden Herausforderungen unserer Zeit entgegentreten. Vor allem den Fachkräftemangel hat Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky dabei weiterhin im Blick und setzt neben JobRad und verschiedensten Prämiensystemen vor allem auf interne Weiterbildungsmaßnahmen, mit höchstem Respekt für die täglichen (und nächtlichen) Leistungen aller Mitarbeitenden. Vor allem die hohe Betreuungsqualität in Wohnheim und Förderstätte am Haberloh, der Wohnstätte und TENE am Bitterbach gelte es in Anbetracht der immer höheren Lebenserwartung dabei konsequent hochzuhalten, mit besonderem Augenmerk auf eine würdevolle Palliativversorgung.
Das “A und O” sei es weiterhin, so Vorstandsvorsitzender Gerhard John, “unseren Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen”. Presse, Aufklärungsarbeit und Unterstützung würden daher zuletzt z.B. mit Tagen der offenen Tür und der neuen Webseite fruehfoerderung.de über die Interdisziplinäre Frühförderung geboten und Eltern werden über Umfragen, Apps & Co. auch in den drei Kindertagesstätten in Röthenbach, Rollhofen und Hersbruck noch mehr am Tagesgeschehen ihrer Kinder beteiligt. Neben vieler gesellschaftlicher Highlights, solle das neue Jahr gemäß des Lebenshilfe-Mottos “spürbar menschlich” wieder im Zeichen der Inklusion stehen. Deshalb und angesichts ihres 55. Jubiläums, heißt die Lebenshilfe heuer Bewohnerinnen und Bewohnern des Landkreises Nürnberger Land zusammen mit namhaften Gästen aus Wirtschaft und Politik zum Sommerfest am 20. Juli 2024 herzlich willkommen. Eine “echte Herzensangelegenheit für uns”, so John, der die Lebenshilfe Nürnberger Land zusammen mit seinem Stellvertreter Jürgen Six und den Fachvorständen auf einem guten Weg sieht.