Ein Leben für die Lebenshilfe

Kurz nach einem langem Applaus (von links): Dennis Kummarnitzky, Marlene Mortler, Robert Ilg, Carolina Trautner, Norbert Dünkel mit Ellen Dünkel-Stahl, Armin Kroder, Andrea Aust und Gerhard John.

 

Norbert Dünkel erklärt Abschied von der Lebenshilfe

Nach über 35 Jahren in der Geschäftsführung der Lebenshilfe Nürnberger Land e. V., verabschiedete das Sozialunternehmen nun offiziell den jahrzehntelangen Geschäftsführer Norbert Dünkel. Im Stadthaus Hersbruck lud Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John neben hochrangigen Gästen aus Politik und Sozialem sowie von Polizei über Feuerwehr bis THW und langjährigen Wegbegleitern auch den Werkstattrat der Moritzberg-Werkstätten mit Handicap ein: Ein emotionales Goodbye, kein völliges Loslassen, eher ein Plädoyer!

Über 70 Gäste lauschten am 21. Februar der Band “Die Schmetterlinge”, die genau das mit ihrem musikalischen Auftritten seit vielen Jahren verwirklichen und an diesem Vormittag besangen, worum es Norbert Dünkel seit seinem 27. Lebensjahr geht: Eine Begegnung auf Augenhöhe, die Teilhabe am sozialen Leben und die Inklusion. Deswegen ließ Bewohnervertreterin Birgit Hübner in Ihrem Grußwort auch gleich wissen, dass sie es “sehr schade findet”, dass Norbert geht. Aber, so sagt sie “da steckst halt ned drin!”. Bis dahin war das extra für diesen Anlass ausgestellte, in Lebenshilfe-Blau getünchte Gemälde der Integrativen Frühförderung mit der Aufschrift “Danke Norbert”, bereits mit unzähligen Unterschriften übersät – kaum, dass noch Platz gewesen ist!

Stets dem Fortschritt zugewandt

“Am 1. Dezember 1989”, so erinnerte Vorstandsvorsitzender Gerhard John, hatte der Gründungsvater der Lebenshilfe Nürnberger Land, Dr. Bernhard Leniger, Norbert Dünkel eingestellt – damals “noch mit Oberlippenbart” und “im Einreiher”, wie der Gastgeber später ergänzte. Anfangs gar ohne eigenes Büro, die Tür zur Welt war zunächst das Wählscheibentelefon in der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Schule und der vorläufige “Computer” war eine Olympia-Kugelkopfschreibmaschine. Doch die großen Herausforderungen ließen den gelernten Betriebswirt nicht verzagen, ganz im Gegenteil! Den starken Landkreis Nürnberger Land habe er, so Landrat Armin Kroder, über die Jahrzehnte “sozial mitgestaltet und geprägt”. Mit “positiver Penetranz”, ergänzte Bürgermeister Robert Ilg, habe er viele Projekte angestoßen, Großes bewegt und erkennbare Spuren hinterlassen. Allen voran – der Applaus der 25 anwesenden Bürgermeister des Landkreises ließ es spüren – das einzigartige Projekt “Schulstarthelfer”, das mittlerweile bayernweit Pate steht, für den begleiteten Übertritt von der Kita zur Schule.

Die Lebenshilfe war im Landkreis eine der ersten Einrichtungen mit inklusiven Angeboten und eröffnete die Integrative Kindertageseinrichtungen in Röthenbach (1990), Hersbruck (1992) und Rollhofen (1994). Es folgte die Erweiterung der Frühförderung um die Medizinisch-Therapeutischen Dienste (1994), der Aufbau einer Hauptverwaltung (1996), der Neubau einer Tagesstätte 2001, das Betreuungszentrum mit Förderstätte und Wohnheim 2003, Erweiterungen der Moritzberg-Werkstätten (Werk II 1996, Werk III 2007), eine Reittherapie ab 2006 und das darauf aufbauende Reittherapiezentrum 2013, die Außenwohngruppen in Rückersdorf (1996), Hersbruck (2004) und Lauf (2009). Gut 500 Mitarbeiter sind es heute, die Menschen mit Handicap, vom Säugling bis zum Senior fördern und begleiten sowie von 200 Ehrenamtlichen, die in den landkreisweit mittlerweile 24 Einrichtungen der Lebenshilfe Nürnberger Land für über 1.500 Betreuungsplätze sorgen.

Zwischen Lebenshilfe und Landtag

“Mitbestimmung” ist das Zauberwort, aber es bedurfte keiner Zauberei, dass der Werkstattrat der Moritzberg-Werkstätten um die Vorsitzenden Corin Winter und Kristian Kesckes “ihren Norbert” mit einer Auszeichnung ehrten und Frauenbeauftragte Iris Hoffmann in ihrer Art ergänzte, dass Herr Dünkel wohl zwar nicht mehr so oft vorbei käme, dafür aber mal zuhause Streichen oder endlich mal Urlaub machen solle. Das war nicht nur so dahingesagt, denn den allermeisten Menschen mit Handicap ist – auch Dank vieler seiner Einladungen in den bayerischen Landtag – bewusst, dass ihr ehemaliger Geschäftsführer nicht nur von seinem Lebenshilfe-Büro aus die Lebenshilfe orchestrierte, sondern seit 2014 auch im Bayerischen Landtag zu Diensten ist. Darin erinnerte auch Dünkels langjährige Wegbegleiterin und Landesvorsitzende der Lebenshilfe Bayern, Carolina Trautner, die ihn in der gemeinsamen Tätigkeit im Bildungsausschuss als über Parteigrenzen hinweg “tollen Mitstreiter und loyalen Wegbereiter” kennen- und schätzen gelernt hat.

“Ganz nach der Situation kann er mal Moderator, Katalysator oder auch Terminator sein”, rückte Gerhard John seinen langjährigen Geschäftsführer noch mal humorvoll ins rechte Licht, ehe sein Nachfolger Dennis Kummarnitzky abschließend betonte, dass ihm die Lebenshilfe “mehr als dankbar sei”. Kummarnitzky, seit 2019 als Geschäftsführer im Dienst, sieht das Unternehmen auch weiterhin als krisenfesten Arbeitgeber in der Region, für Menschen mit und ohne Behinderung und das bei einer Bilanzsumme von ca. 36 Mio. Euro: mutig und mit gesetzten Segeln – dem Fortschritt gewandt!

Kein gänzlicher Abschied

“Wir brauchen eine gemeinsame Verantwortung für Menschen mit Handicap [...] es gilt neuen Aufgaben und neuen Herausforderungen zu begegnen – auch im Hinblick auf die politische Zukunft Deutschlands und Bayerns”, so das Plädoyer von Norbert Dünkel. “Architekt der Inklusion auf Landesebene”, so Armin Kroder; “Bindeglied der landespolitischen Ebene”, so Robert Ilg und ein “Feingeist und Genussmensch”, so Gerhard John … der gerne den Kochlöffel schwingt, Käsekuchen (aber bitte ohne Zitrone) liebt und auch weiterhin nicht die Finger davon lassen wird, sich für die Schwächsten der Gesellschaft einzusetzen! Zumindest als Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Lebenshilfe und neues Ehrenmitglied der Lebenshilfe wird "DüNo" gerne weiterhin Birgit, Corin, Kristian, Iris und seine lieb gewonnenen Wegbegleiter besuchen.

 

 

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