Die Ausbreitung des Corona-Virus fordert alle heraus. – Der „Lockdown“ hat besonders Einrichtungen, wie die Lebenshilfe Nürnberger Land, herausgefordert. Behinderte Menschen sind besonders durch die Pandemie betroffen: „Zum Einen zählen viele der Betreuten zur sogenannten Risikogruppe, die wir abschirmend schützen wollen. Zum anderen übergeht man, dass sie besonders jetzt, mehr denn je, auf Eingliederung, Unterstützung und Förderung angewiesen sind", sagt Gerhard John, Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberger Land. – Seit gut 60 Tagen funktionieren viele Bereiche der Lebenshilfe Nürnberger Land nur noch in Form von Notbetrieb oder einer Notbetreuung weiter. In allen Wohneinrichtungen herrscht dagegen Hochbetrieb; Einrichtungen wie der Familienentlastende Dienst können dagegen fast gar nicht arbeiten.
Insbesondere wolle man die Behindertenwerkstätten bald wieder öffnen; man warte jetzt auf das Signal der Bayerischen Staatsregierung.
Arbeit strukturiere insbesondere den Tag für Betreute und ermöglicht soziale Kontakte. "Mich erreichen seit über 50 Tagen täglich Anfragen von Betreuten als auch deren Familien, die sich zumindest eine begrenzte Öffnung wünschen", so John weiter.
Garten- und Landschaftsbau, Küche und ein Notbetrieb in der Produktion und Holzbearbeitung und weiteren Bereichen der der Moritzberg-Werkstätten werden, dank Mitarbeiter aufrecht erhalten, informieren die beiden stellvertretenden Werkstättenleiter Peter Rump und Karl-Heinz Högner im Gespräch (FOTO, oben) mit Gerhard John und Jürgen Six, 2. Vorsitzenden und Fachvorstand der Moritzberg-Werkstätten.
"Wir werden ab 18. Mai den Betrieb in den Werkstätten wieder Stück für Stück aufnehmen", so Peter Rump. Etwa ein Viertel der Belegschaft soll – auf freiwilliger Basis – wieder arbeiten dürfen.
Das Hygienekonzept sieht vor, dass Betreute dann mit Mindestabstand arbeiten und, soweit möglich auch mit Maske. In der Kantine wurden beispielsweise Tische mit ausreichend Abstand gestellt, ebenso stehen an allen Eingängen der Büros, Produktionsbereiche genügend Desinfektionsspender.
Der Arbeitsalltag in den Werkstätten in Schönberg und der Zweigwerkstatt in Lauf, kommt zurück, wenn auch zunächst etappenweise. "Voraussetzung ist auch, dass diejenigen, die kommen, nicht zu einer Risikogruppe gehören", sagt Rump. Auch der Fahrdienst müsse noch dementsprechend neu organisiert werden – um den Abstand in den Bussen zu gewährleisten. Vermutlich erst im Juni und ebenfalls in Schritten, werden dann die Betreuten aus den Wohnheimen wieder zur Arbeit kommen.Erforderliche Rahmenbedingungen und Hygienekonzepte werden aktuell „verfeinert“ bzw. angepasst.
Bei der Schulöffnung wünscht sich der Lebenshilfe-Chef mehr Aufmerksamkeit für die Förderschulen, für inklusive Kitas und vor allem für die Frühförderung. "Die wertvolle Zeit unserer Jüngsten darf nicht vergeudet werden", erklärt der Lebenshilfe-Chef, der plädiert klar: „Wir brauchen Schutz und Förderung zugleich."
Ab 18. Mai öffnet beispielsweise auch das interdisziplinäre Team der Frühförderung wieder seine Praxisräume. Auch häusliche wie auch ambulante Therapie und Förderung in Kitas werden wieder stattfinden – sofern von Eltern gewünscht bzw. die Kitas wieder geöffnet sind.
Die Onlineberatungen bleiben weiterhin bestehen. – Die Maßgabe ist und bleibt ein strenges Hygienekonzept. „Während der letzten Wochen konnten wir Eltern und Kinder ausschließlich eine Online-Therapie anbieten, die aber sehr gut angenommen wurde“, berichtet Frühförderchef Norbert Hanke.
In den letzten Wochen hat Bernd Mirbach, Diplomsozialpädagoge und Fachdienst Kitas, für die Frühförderung ein Hygiene-Konzept ausgearbeitet und mit dem interdisziplinären Team, um Sozial- und Heilpädagogen, Psychologen sowie Physio- und Ergotherapeuten und Logopäden als auch mit dem Team Verwaltung, abgestimmt.
„Glastrennwände, Masken, Face-Shields bis hin zu punktgenauen Terminen, damit keine Wartezeiten entstehen oder auch getrennte Zugangswege zu den Behandlungsräumen, ergänzen das Konzept“, so Hanke.
Stolz ist Geschäftsführer Kummarnitzky auf „seine“ Frühförderung: „Unser Hygienekonzept wird quasi 1:1 über das Bayerische Staatsministerium landesweit fast allen Frühförderstellen und Kitas empfohlen.“ Künftig tragen hier Therapeuten beispielsweise zur einer Nase-Mund-Maske auch ein sogenanntes „Face Shield“, ein Gesichtsvisier. Speziell für Bereiche, wo das Gesicht nicht verdeckt werden darf, wie beispielsweise bei Logopädie, schützen Glaswände; Kinder können so weiterhin die Gesichtsmimik von Pädagogen und Therapeuten erkennen.
John blickt optimistisch in die Zukunft: „Nach und nach werden wir jetzt alle Einrichtungen wieder, unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln, öffnen.“ Die Bau- sowie Sanierungsmaßnahmen wie an der Dr. Bernhard Leniger Schule oder der Moritzberg-Werkstätten gehen weiter. Diese Investitionen seien ein klares Signal für eine Zukunft Lebenshilfe. „Ich weiß, dass insbesondere unsere Pflege- und Reinigungskräfte, eine Mammutaufgabe stemmen“, so John. Er danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für deren großartige Arbeit, insbesondere in den vergangen Wochen. „Ich bin stolz, Vorsitzender dieses tollen Teams, unserer Lebenshilfe Nürnberger Land zu sein. Unser Leitbild, das den Mensch und dessen Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt, wird hier von allen ge- und erlebt.“