Wenn sich die Eltern und Angehörigen eines nicht hätten vorstellen können, dann dass eine halb digital organisierte Veranstaltung in kürzester Zeit so viele rührende Erinnerungen und starke Emotionen hervorrufen kann. Denn erst waren Philipp Kalb, Larissa Knan, Julian Moosburger und Lea Roos wohl eher peinlich berührt, doch nachdem die Gäste der Verabschiedungsfeier die ersten Videobeiträge von den diesjährigen Abgängern erspähten, geschmunzelt und gefeiert hatten, wurde es den Absolventen plötzlich bewusst: Wir haben es geschafft! Wir haben unser Ziel erreicht! Wir werden gefeiert! ... und nicht wenige Tränen wurden hier und da schnell hinter Taschentüchern versteckt.
Wenn die Pandemie etwas Gutes hat – und das wäre nicht Vieles, noch seltener Erwähnenswertes – dann doch, dass die Medienkompetenz des Nachwuchses in der herausfordernden Zeit massiv gestärkt wurde. Das gilt Dank des finanziell und technisch aufopferungsvollen Einsatzes der Lebenshilfe Nürnberger Land ganz besonders für die Schülerinnen und Schüler des Dr. Bernhard Leniger Förderzentrums. Über 45 Minuten folgte da dann auch am Wochenende zwischen den Ehrungen und Rosenübergaben, live und per Beamer, ein Videobeitrag dem nächsten. Es wünschten Freunde, Mitschüler und Pädagogen auf der Leinwand alles Gute auf der weiteren Reise und zeigten mit kurzen Einspielern, dass gerade die heute geehrten Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren selbst ein gehöriges mediales Talent vor der Kamera entwickelten.
Philipp zum Beispiel, der bei der Erstveröffentlichung seines Filmprojekts als "Der Zeitungsleser" auftrat und auf den letzten Metern vor der Zeugnisübergabe seine Eltern noch mit seinem Können vor der Kamera überraschte. Oder Damian, der als großer Eisenbahner stoisch und in erhardtscher Perfektion Reisedurchsagen innerhalb eines Videobeitrags am Bahnhof zum Besten gab. Momente, die auch die scheidende Fachvorständin Waltraud Schneider und ihre designierte Nachfolgerin Martha Fischer stolz zum Applaudieren brachten. Und da war der zum Slogan der Lebenshilfe passende, “spürbar menschliche” Abschieds-Rap der Mitschülerinnen und Mitschüler noch gar nicht abgespielt!
Spätestens als Pädagoge und Video-DJ Andreas Kunze abseits aller Konventionen zum Jeopardy-Quiz für die Gäste aufrief und als eine der letzten Fragen das Alter von Rektor Stefan Pesth komödiantisch zur Disposition stand, war allen Beteiligten klar: Mein Kind war hier über all die Jahre gut aufgehoben: "Mit Respekt, Verständnis und großem Einfühlungsvermögen", wie ein Elternteil bestätigte, "und außerordentlichem Engagement aller Lehrkräfte" – vom Förderzentrum vormittags, bis zur Heilpädagogischen Tagesstätte nachmittags. Aber auch viel “Liebe, Fürsorge und Unterstützung … der Sonne entgegen”, haben sie hier erfahren, merkte Pfarrerin Gabriele Geyer an, bevor sie sinnbildlich mit Sonnenblumen Gottes reichen Segen überbrachte.
Für die beiden gesundheitsbedingt abwesenden Absolventen Luisa Beyler und Damian Winkler soll die verpasste Abschlussfeier aber kein verlorener Termin sein. Denn nicht nur, dass sie wie alle anderen noch die Videos und Fotos mit alle Glückwünschen erhalten: Sie werden sich bald auch auf den gemeinsamen Arbeitsplätzen wiedersehen, die die Lebenshilfe im Nürnberger Land mit verantwortungsbewussten regionalen Partnern für sie bereithält. Oder in den Moritzberg-Werkstätten, die mit der für die Industrie essentiellen Produktion von Bauteilen für die Mobilität und E-Mobilität für MAN oder ABL sowie mit zukunftsträchtigen Themen wie der Robotik oder dem 3D-Druck aufwartet. Aber spätestens im von der Aktion Mensch seit 2022 geförderten “Inklusiven Filmstudio” in Lauf/Schönberg werden sich die besonders medienaffinen Abgängerinnen und Abgänger vielleicht bald schon wiedersehen. Denn “die Lebenshilfe Nürnberger Land bietet”, so Vorstandsvorsitzender Gerhard John, “gerade aufgeschlossenen jungen Menschen stets ein gutes Karriereangebot”.