NÜRNBEBERGER LAND – Mit dem Deutschen Frühförderpreis, der alle zwei Jahre von der Interdisziplinären Frühförderung e. V. verliehen wird, wurde jetzt die Interdisziplinäre Frühförderstelle der Lebenshilfe Nürnberger Land für ihr bislang deutschlandweit einmaliges Projekt „Schulstarthelfer“, ausgezeichnet. „Unsere Frühförderung ist eine Erfolgsstory“, so Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John stolz. Im Rahmen der Eröffnung des neuen Frühförder-Mulitifunktionsraums erläuterte John die immense Bedeutung des Preises und er dankte herzlich gegenüber dem Team Frühförderung.
Als Glücksfall bezeichnet Frühförderchef Norbert Hanke, dass die Lebenshilfe Nürnberger Land den 120 Quadratmeter großen Raum im Erdgeschoß des Anwesens Hersbrucker Straße 17 in Lauf für die Frühförderung anmieten konnte, nachdem sich das Modehaus Greifenstein verkleinerte. Der inzwischen schallisolierte, barrierefreie Raum im Erdgeschoß ist eine unschätzbare Ergänzung für das Angebot der Interdisziplinären Frühförderstelle, die schon über 30 Jahre im Obergeschoß des Anwesens ansässig ist. – Nach einer längeren Umgestaltungsphase eröffnete die Lebenshilfe jetzt ihren neuen Multifunktionsraum. Der Raum wird nun für psychomotorische Gruppenförderung für Kinder mit Behinderung und Entwicklungsverzögerung genutzt, ebenso für auditive Einzel- und Gruppenförder-Wahrnehmungsangebote als auch für die Mütter-im-Austausch-Gruppe „MIA“.
Bei der Begrüßung der Gäste – gekommen waren Landrat Armin Kroder, die Behindertenbeauftragte Angelika Feisthammel, Ellen Dünkel-Stahl, Referentin Frühförderung der Lebenshilfe Bayern e. V., Kooperationspartner der Frühförderung und Vertreter der Lebenshilfe-Familie, bezeichnete Norbert Dünkel die Frühförderung als „das „Schatzkästchen“ der Lebenshilfe Nürnberger Land. Er muss es wissen, zeichnete der Landtagsabgeordnete Dünkel über dreißig Jahre für die Geschäfte des Fachverbands verantwortlich und ist nach wie vor in der Geschäftsleitung tätig.
Seit Oktober 2018 bewährt sich der Multifunktionsraum bereits in der Praxis. Und so konnten die Physiotherapeutin Inka Andrews und Diplomsozialpädagogin Daniela Vollweiler den Gästen mit Bildern und zwei kurzen Videoclips die positive Gruppenförderung veranschaulichen: „Bei unserem Psychomotorik-Konzept trainieren wir Bewegung und das Miteinander der Kinder spielerisch. Wir geben wenig vor, damit sich die Kinder kreativ und aktiv entwickeln können. Die Buben und Mädchen können sich unter unserer Begleitung nach dem ‚Trial and Error-Prinzip‘ ausprobieren.“
Als Innovationszentrale beschreibt Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky die Frühförderung in seiner Rede. Trefflich laute der Slogan der Frühförderung „Fit fürs Leben“. „Unsere Frühförderung“, so der Geschäftsführer, „ist für Kinder mit Entwicklungsverzögerung und mit Handicap Hilfe und Impulsgeber zugleich.“ Rund 650 Säuglinge und Kleinkinder, mit Entwicklungsverzögerungen und mit Behinderungen werden heute von einem 25-köpfigen interdisziplinären Team, mobil sowie ambulant, betreut und gefördert – unterstützt durch mehr als 20 Kooperations-Praxen rund um Ergo-, Physio- und Logopädie. Alleine diese Zahlen zeigten den Erfolg und unterstrichen den Wert der Frühförderung.
Geschäftsführer Kummarnitzky lobte das Team um Norbert Hanke und Renate Thoma für deren innovativen Geist. Großen Respekt zolle er heute allen Mitarbeitern, die sich in den Dienst der Jüngsten der Gesellschaft mit Hilfebedarf gestellt hätten.
„Unsere Frühförderung ist eine Erfolgsstory!“, sagte Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John stolz. Jeder Cent für diesen neuen Raum sei hier ein guter Invest, so John. Allerdings räumte er ein, dass viele behördliche Auflagen, insbesondere der Lärm- und Brandschutz, der Lebenshilfe viel Zeit und Geld gekostet hätten. Das Ergebnis sei großartig und John fuhr fort: „Nicht nur die zufriedenen Familien sind Beleg unserer qualitativen Arbeit. Jetzt wurden wir durch die Vereinigung Interdisziplinäre Frühförderung e. V. im Rahmen eines Bundessymposiums der Universität Leipzig mit dem Deutschen Frühförderpreis ausgezeichnet.“
Der Deutsche Frühförderpreis stehe für innovative Frühförder-Angebote, wie das Projekt des Schulstarthelfers. – Seit drei Jahren coacht Philip Minkenberg als Schulstarthelfer ehemalige Frühförderkinder und unterstützt diese beispielsweise bei deren Arbeitsorganisation oder führt Gespräche mit Eltern, Lehrern oder Schulleitung. „Ein Projekt, das jetzt allen Frühförderstellen empfohlen wird, weil es Inklusion erfolgreich umsetzt“, so John stolz.
Trotz seines engen Terminkalenders war Landrat Armin Kroder gern zur Eröffnung des neuen Multifunktionsraums gekommen. „Einen solchen Preis muss man sich verdienen, den bekommt man nicht einfach so“, unterstrich Kroder. Die Mitarbeiter der Frühförderung hätten „die Lücke ‚Übergang Frühförderung zur Schule‘“, die Frühförderkinder oft hätten, erkannt und gleichzeitig eine praktikable Lösung, nämlich Kinder in ihrem neuen Umfeld im ersten Schuljahr noch zu begleiten, entwickelt. Bei seinen Grußworten, im Namen des Kreises und des Bezirks, formulierte er ausdrücklich: „Ich bin stolz auf unsere Lebenshilfe-Frühförderung." Er erläuterte, dass er das Wort „stolz“, nie inflationär, sondern stets bewusst und sparsam einsetze.
Foto 1
Auszeichnung: Die Interdisziplinäre Frühförderstelle der Lebenshilfe Nürnberger Land erhielt für das Projekt Schulstarthelfer jetzt den Deutschen Frühförderpreis. Ein Projekt, das jetzt allen Frühförderstellen empfohlen wird, weil es Inklusion erfolgreich umsetzt. Den Preis halten Schulstarthelfer Philip Minkenberg (links, Bildmitte) und Ellen Dünkel-Stahl, Referentin Frühförderung, Lebenshilfe Bayern e. V. (rechts, Bildmitte) stolz in die Kamera. V.l. Dennis Kummarnizky, Norbert Dünkel, Philip Minkenberg, Norbert Hanke, Ellen Dünkel-Stahl, Armin Kroder und Gerhard John.
Foto 2
Die Vorschulkinder Ben, Lina und Emma profitieren vom neuen Therapieangebot der Frühförderstelle der Lebenshilfe Nürnberger Land, die der neue Multifunktionsraum ermöglicht. „Immer häufiger kommen Kinder mit Regulationsstörungen zu uns. Also Kinder, die Schwierigkeiten haben sich anzupassen, die keine Regeln akzeptieren oder sich kaum auf neue Situationen einstellen können. Für diese Kinder ist Gruppenförderung mit Psychomotorik eine bestmögliche Behandlungsform“, erläuterten die Therapeutinnen Inka Andrews und Daniela Vollweiler bei der Eröffnung des neuen Raums.
Foto 3
Die Auszeichnung mit dem Deutsche Frühförderpreis sei ein Verdienst des gesamten Frühförderteams, so Renate Thoma, Leitung Med. Therap. Fachdienst und Fachbereichsleiter Norbert Hanke: „Ohne unser Verwaltungsteam, das uns den Rücken frei hält, Termine managt, das Rechnungswesen stemmt, wäre unsere Förderarbeit gar nicht möglich.“ – Mit dem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro soll Fördermaterial für den neuen Multifunktionsraum angeschafft werden.