Von wegen, nur New York ist die Stadt, die niemals schläft.
Auch hier im Nürnberger Land geht es in den Betrieben rund, und das von 0 bis 24 Uhr, sieben Tage die Woche.24 Unternehmen schlägt bis einschließlich 26. Oktober jeweils eine Stunde, in denen wir hinter die betriebsamen Kulissen blicken. Im Beitrag der Pegnitz-Zeitung vom 15.10.2018 geht es um unser Wohnheim am Haberloh in Lauf.
Lauf — 18 Uhr im Wohnheim der Lebenshilfe in der Daschstraße in Lauf. Die Bewohner sitzen gemeinsam mit den Betreuern beim Abendessen. Bei der ausgelassenen Stimmung wird es auch mal lauter, denn wie üblich unter Menschen wird geredet, über den Tag reflektiert, gelacht. Wenn es darum geht, was am nächsten Tag ansteht, kommt fast immer dieselbe Frage von den Bewohnern: „Wer hat morgen Dienst?“ Denn auch, wenn die Mitarbeiter hier angestellt sind und für ihre Arbeit bezahlt werden, ist das Zusammensein hier im Wohnheim am Haberloh eher wie eine Wohngemeinschaft unter Freunden. Nur eben, dass ein Teil der Freunde – 32 von ihnen – dauerhaft hier lebt und der andere Teil zur jeweiligen Schicht kommt, um nach der Arbeit wieder heimzugehen.
Die derzeitigen Bewohner sind zwischen Anfang 20 und Mitte 60, männlich und weiblich und geistig sowie mehrfach behindert. Fast alle von ihnen brauchen Hilfe im Alltag, ob beim Waschen, Anziehen oder beim Essen. Einige können sich nicht verbal ausdrücken, hier „übersetzen“ Fachkräfte mit Hilfer der gestützten Kommunikation, zu der Bild- oder Buchstabentafeln gehören.
Jeder Bewohner lebt in einem Einzelzimmer, das nach dem jeweiligen Geschmack eingerichtet ist. Einer von ihnen arbeitet tagsüber in den Moritzberg-Werkstätten, eine der zahlreichen Einrichtungen der Lebenshilfe Nürnberger Land. Die anderen verbringen den Tag gleich neben dem Wohnheim in der Förderstätte, die ebenfalls zur Lebenshilfe gehört. Die Tagesgestaltung richtet sich dabei individuell nach den Möglichkeiten des Behinderten: puzzeln, malen, spielen, Kuchen backen, einkaufen. Kurz vor 16 Uhr kommen die Bewohner dann zurück in ihr Wohnheim. Wer mag, kann die Zeit bis zum Abendessen in seinem Zimmer verbringen, befreundete Bewohner im Haus besuchen, mit anderen im Gemeinschaftsraum reden, spielen, fernsehen oder in der Küche bei der Zubereitung des Abendbrots helfen.
Ein Highlight für die Bewohner sind gemeinsame Ausflüge vom Kinobesuch bis zum fünftägigen Urlaub in Südtirol Anfang Oktober. Und damit die Betreuer möglichst genau auf die Wünsche der Bewohner eingehen können, gibt es das sogenannte GEWO-Team, eine interne Abkürzung für GEsundheit und WOhlbefinden. Dieses fragt die Bewohner, was sie gerne machen würden, und versucht die Ansinnen dann umzusetzen. Im Sommer 2018 war dies meist recht leicht: Grillen stand fast immer ganz oben auf der Wunschliste.
Komplizierter wurde es schon beim zweimaligen Konzertbesuch von Helene Fischer – doch auch diese organisatorische wie logistische Meisterleistung haben die Mitarbeiter des Wohnheims vollbracht; nicht zuletzt dank der eigenen Fahrzeuge mit Hebebühnen, Rollstuhlrampen, Schwenkarmen und weiteren technischen Hilfsmitteln, um die Bewohner, von denen aktuell zwölf im Rollstuhl sitzen, möglichst komfortabel von A nach B zu bringen.
Dass es hier ausschließlich um das Wohl der Bewohner geht, ist spürbar. „Wir versuchen, dem Bewohner ein Zuhause zu geben – und das bis zu seiner letzten Stunde. Egal, wie aufwendig das ist“, bringt es Teamkoordinatorin Franziska Osel auf den Punkt.
Franziska Osel, 30, Pädagogische Fachkraft und Teamkoordinatorin
„Ich bin seit neun Jahren bei der Lebenshilfe und arbeite mit den Wohngruppen 1 und 2. Dabei organisiere ich viel vom Dienstplan bis zur Freizeitgestaltung. Bei uns stehen die Bewohner im Mittelpunkt und werden mit ihren Bedürfnissen und Sorgen ernst genommen. Das gefällt mir.“
Sascha Planer, 36, Pflegefachkraft
„Seit 1,5 Jahren arbeite ich hier im Wohnheim. Weil ich medizinische Fachkraft bin, begleite ich die Bewohner zum Beispiel zum Arzt. Ich bin auch pädagogisch tätig, begleite unsere mehrfach behinderten Bewohner im Alltag. Mir gefällt, dass ich nach der Arbeit mit einem guten Gefühl nach Hause gehe.“
Susanne Ledermüller, 34, Auszubildende zur Heilerziehungspflegerin
„Ich habe meine Ausbildung erst im September hier angefangen, vorher habe ich als Zahnarzthelferin gearbeitet. Hier beschäftige ich mich hauptsächlich mit den Bewohnern und spiele zum Beispiel mit ihnen. Der Job ist sehr vielseitig, jeder Tag ist anders. Und es ist eine sinnvolle Arbeit. Ich bekomme hier so viel zurück!“