Roth / Nürnberger Land – Die Besichtigung der Moritzberg-Werkstätten und des Reittherapiezentrums der Lebenshilfe Nürnberger Land in Lauf-Schönberg, mit Gesprächen über Inklusion und Fördermöglichkeiten für Menschen mit Behinderung jeden Alters, standen im Mittelpunkt eines Informationsbesuchs von Ralph Edelhäußer. Als nominierter Bundestagskandidat für den Wahlkreis Roth/Nürnberger Land freute sich der CSU-Bürgermeister der Stadt Roth, dass dank niedriger Inzidenzwerte und gutem Hygienekonzept der Lebenshilfe, der Besuch der Behinderteneinrichtung doch möglich geworden war.
Beim Rundgang der Produktionsbereiche erläuterten Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John, Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky und der stellvertretende Werkstattleiter Peter Rump gegenüber Edelhäußer, wie in den Werkstätten gearbeitet wird.
Beispielsweise, dass statt des Einsatzes vollautomatisierter Roboter, Arbeitsabläufe in den Moritzberg-Werkstätten wieder in einzelne Schritte zerlegt werden: „Spezielle Maschinen und Vorrichtungen ermöglichen es unseren intellektuell eingeschränkten Mitarbeiter*innen sehr gut, Teile selbstständig zu montieren.“
Weitere Tätigkeitsfelder der Werkstätten, sind Holz-, Metall- oder Textilverarbeitung, eine Küche, die täglich rund 600 Essen zubereitet sowie Garten- und Landschaftsbau. Als Rehabilitationseinrichtung ist es das Ziel der Werkstätten – eine von 24 Einrichtungen des Fachverbands, Menschen mit Behinderung fit für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu machen, sie beruflich und gesellschaftlich zu inkludieren. Über 35 Jahre sind die Moritzberg-Werkstätten „im Geschäft“, gelten heute bei ihren Kunden – dazu zählen etwa Diehl, MAN oder EuWE – Eugen Wexler, als professioneller Dienstleister und Produktionsbetrieb, die Aufträge zuverlässig und flexibel in hoher Qualität erfüllen.
„Arbeit bedeutet, seine Talente zu zeigen, der Gesellschaft zu dienen und ein Teil dieser zu sein und damit auch sein eigenes Geld zu verdienen“, unterstrich Diplom Sozialpädagoge Peter Rump die Bedeutung der Arbeit für Menschen mit Handicaps.
So arbeiten aktuell rund vierzig, der 360 Frauen und Männer mit Behinderung, derzeit in Firmen des ersten Arbeitsmarktes, unterstützen und entlasten dort die Belegschaft bei Routinearbeiten. Sogenannte Außenarbeitsplätze sind für beide Seiten ein Gewinn. „Mitarbeiter mit Handicap können jederzeit wieder zurück in die Moritzberg-Werkstätten. Das nimmt viel ‚Druck raus‘“, ergänzte Rump.
„Die Arbeitsplätze hier sind anspruchsvoll, modern und vielfältig“, fand Ralph Edelhäußer und betonte, wie gut ihm dies gefalle. Auch der freundschaftlich-kollegiale Umgang der inklusiven Belegschaft falle auf.
Zudem kam der Politiker, trotz coronabedingter Distanz, sofort mit vielen der Beschäftigten ins Gespräch und ließ sich insbesondere auch von betreuten Beschäftigten ihr Tätigkeitsfeld direkt zeigen.
Thomas Obst und Daniel Neubauer, zwei Mitarbeiter der Schreinerei mit intellektuellen Beeinträchtigung, nutzten wiederum die Gelegenheit, dem Politiker Fragen zur anstehenden Bundestagswahl zu stellen, die ihnen auf den Nägel brennen.
„Kann ich auch zwei Parteien gleichzeitig wählen und was bedeutet eigentlich Wahlkreis?“, wollte Thomas Obst wissen. Dies sei möglich, so Edelhäußer, denn man habe zwei Stimmen, die praktisch unabhängig voneinander sind. Für diese und etliche weitere Fragen nahm sich Ralph Edelhäußer Zeit; beantwortete die Fragen geduldig mit einfachen und neutralen Bespielen.
„Das haben Sie gut erklärt“, dankten Obst und Neubauer gegenüber Edelhäußer. Als Info-Lektüre empfahl Edelhäußer die Broschüre des Bayerischen Staatsministeriums in „Leichter Sprache“ rund um die Bundestagswahl.
Edeläußer begrüße es sehr, dass erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bei einer Bundestagswahl, geistig behinderte Menschen wählen werden.
Wählen sei keine Pflicht, aber ein wichtiges Recht, das nun für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen gelte, sagte er zu Thomas Obst und Daniel Neubauer.
Die beiden Männer überlegen sich nun, ob sie für die bevorstehende Bundestagswahl Briefwahl beantragen werden. Denn dies, so hatten sie im Gespräch erfahren, könne jeder Wahlberechtigte, nach Zugang der Wahlkarte, beantragen.
Edelhäußer dankte für den Blick “hinter die Kulissen" und die aufgeschlossenen Begegnungen. Ihm sei das herzliche Miteinander sowie die Geschicke der betreuten Arbeitnehmer aufgefallen: „Einfach bemerkenswert!“