Pandemie zum Pauken genutzt

Blitzschnell bringt sie alles in Ordnung: In der Inklusiven Kita in Röthenbach ist Christine Oehm so etwas wie der "gute Geist". Geschirr in die Spülmaschine räumen, den Boden kehren und die Tische abwischen, die junge Frau erledigt ihre Tätigkeiten souve

Foto zeigt Christine Oehm an ihrem Arbeitsplatz in der offenen und modernen Küche in der Inklusiven Kita Röthenbach.

Seit 2015 arbeitet Christine Oehm in der Inklusiven Kita Röthenbach / Peg. mit Krippe und sie gehört längst zum Team. Selbständig erledigt sie ihre Aufgaben. Etwa das Mittagessen, das die Kita aus der Küche der Werkstätten bezieht, zu portionieren, das Geschirr zu spülen – eben einfach für Ordnung zu sorgen: „Dank der tollen Begleitung durch meine Kolleginnen hier konnte ich mich schnell einarbeiten und habe mich auch an Aufgaben heran getraut, die ich mir ohne 'Patin' sicher nicht zugetraut hätte.

.

Zur Kita-Assistentin fortgebildet – Abschlussprüfung und Zertifikat

Glückwünsche und ein dickes Lob aus der Vorstandschaft: Christine Oehm (vorn, Bildmitte) hat allen Grund zur Freude. Sie hat sich berufsbegleitend zur Kita-Assistentin fortgebildet.

Geschirr spülen, Wäsche waschen, das Mittagessen auf den Tisch bringen und viele andere hauswirtschaftliche Tätigkeiten liegen Christine Oehm und sie hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.

“Ich arbeite seit fünf Jahren als hauswirtschaftliche Helferin in der Inklusiven Kita der Lebenshilfe Nürnberger Land in Röthenbach a. d. Pegnitz”, berichtet die 37-jährige Frau mit Lernbehinderung. Als Christine Oehm über ihre Arbeit spricht, strahlt sie. Sie wollte mehr über Hauswirtschaft, über ihren Beruf lernen.

Während des Lockdowns im vergangenen Jahr, hat sie sich berufsbegleitend zur Kita-Assistentin fortgebildet – mit Abschlussprüfung und Zertifikat.

Glückwünsche

“Das ist eine immense Leistung”, lobte der 1. Vorsitzende Gerhard John, der Christine Oehm im Namen der Lebenshilfe Nürnberger Land-Familie, mit einem Blumenstrauß beglückwünschte: “Sie haben die berufsbegleitende Fortbildung mit Bestnote und einem Zertifikat abgeschlossen. Wir sind sehr stolz auf Sie!”

Lernpensum

Das Lernpensum – 120 Unterrichtsstunden in 12 Monaten – war für die Frau mit intellektueller Beeinträchtigung ordentlich: Neben dem Grundwissen hauswirtschaftlicher Tätigkeiten und Hygienemaßnahmen, gehörten auch Lernmodule wie der Aufbau und die Organisation rund um eine Kindertagesstätte oder der Umgang mit Kindern bis zum persönlichen Erscheinungsbild zu den theoretischen Ausbildungsinhalten – all das berufsbegleitend.

Diziplin und Unterstützung

“Dazu braucht es viel Disziplin und Durchhaltevermögen”, betonte Kita-Leiterin Renate Vogel.

Und Christine Oehm bestätigt: „Es war wirklich viel Stoff zu lernen.” Doch sie hätte von allen Seiten Unterstützung erfahren – von ihrer Betriebspatin und Heilerziehungspflegerin Barbara Wild, ihrer Integrationsbegleiterin Britta Ellies, letztendlich von allen Kolleginnen der Kita und den Kita-Kindern.

Berufsweg kann sich sehen lassen!

Ein Beispiel für gelungene Inklusion ist Christine Oehm: 2010 startete die damals 26-Jährige Frau mit Lernbehinderung ihre Außenarbeitsplatz im Bistro des Biomarktes in Lauf.

Oehms Berufsweg kann sich sehen lassen: Die 37-jährige Frau startete nach der Schule zunächst in der Produktion der Moritzberg-Werkstätten und fiel hier bereits durch ihre guten Leistungen auf. 2010 absolvierte sie dann ein Praktikum im Biomarkt Lauf mit dem Schwerpunkt, Regalpflege, Bistro und Hauswirtschaft. Auch hier zeigte sie so gute Leistungen, dass sie prompt in ein festes Außenarbeitsplatz-Verhältnis übernommen wurde

... wir berichteten -->

"Wenn Christine Urlaub hat, fehlt sie uns sehr."

Ob in der Kita oder im Außenbereich: Christine Oehm packt gern an. Jeder Handgriff sitzt. Sichtlich ist sie mit Freude bei der Arbeit.

Als dann, vor über fünf Jahren, in der Inklusiven Lebenshilfe-Kita Röthenbach eine Stelle in der Hauswirtschaft frei wurde, bewarb sich Christine Oehm und sagt: “Mein Traum war es schon immer, in einer Umgebung mit Kindern zu arbeiten und dennoch hauswirtschaftliche Tätigkeiten zu übernehmen.

Christine Oehm hat sich schnell ins Kita-Team integriert. “Wenn Christine Urlaub hat, dann fehlt sie uns allen sehr”, ergänzt Kita-Leiterin Renate Vogel.

Mutmachergeschichten

Fachvorständin Martha Fischer nannte die Frauen mit Lernbehinderung, die sich fortgebildet hatten Mutmacherinnen. Biildszene: Offizielle Zertifikatsübergabe durch die Vorstandschaft.

„Sie haben gezeigt, dass Inklusion vom Geben und Nehmen, vor allem aber vom Miteinander lebt. Sie sind eine Mutmacherin und ein Vorbild für viele weitere Kolleg*innen, die Ihnen nacheifern“, lobte Fachvorständin Martha Fischer gegenüber Christine Oehm bei der Zertifikatsübergabe.

Außenarbeitsplatz-Fortbildung liegt im Trend

Die Zeit des Lockdowns haben auch Larissa Onofrasch und Nadine Simsek für eine Fortbildung genutzt.

Die beiden Frauen mit Lernbehinderung haben ebenfalls einen Außenarbeitsplatz inne und ein ähnliches Tätigkeitsfeld wie Christine Ohem.

Die 35-jährige Larissa Onofrasch arbeitet seit acht Jahren in der Inklusiven Kita Rollhofen, die 27-jährige Nadine Simsek unterstützt das Team der Inklusiven Kita Hersbruck seit fünf Jahren.

“Die berufliche Inklusion als auch die Weiterqualifizierung ist bei den Mitarbeiterinnen Christine Oehm, Larissa Onofrasch und Nadine Simsek so gut gelaufen, dass sich in diesem Jahr drei weitere Betreute berufsbegleitend zu ihrem Außenarbeitsplatz fortbilden werden”, freut sich Franca Brandmüller, Leiterin Sozialraum -Integration, kurz Sora.

Außenarbeitsplatz nimmt mir "den Druck"

Das Modell des Außenarbeitsplatzes nimmt mir den Druck. Insbesondere die Begleitung durch Integrationsbegleitung, Berufspatin und das stetige Fortbildungsangebot in den Werkstätten findet Christine Ohem richtig gut.

Für Menschen mit Behinderung ist ein Außenarbeitsplatz eine großartige Chance. Ein solcher Arbeitsplatz ist ein Brückenbauer in den ersten Arbeitsmarkt und auch ein gesellschaftlich-inklusiver Wegbereiter.

Christine Oehm gefällt diese Option: „Das Modell des Außenarbeitsplatzes nimmt mir den ‚Druck des ersten Arbeitsmarkts‘. Der Außenarbeitsplatz bietet mir berufliche Perspektiven einerseits und darüber hinaus die Möglichkeit der "Sicherheit der Moritzberg-Werkstätten."

Das Außenarbeitsplatz-Modell hat sich für alle Akteure bewährt: Es eröffnet Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, außerhalb der Werkstätten zu arbeiten. Sie bleiben formell aber weiterhin dort beschäftigt, werden durch Integrationsbegleiter unterstützt, was auch ein Vorteil auch für Betriebe ist. Diese können zudem auch einen großen Teil der Ausgleichsabgabe sparen.

Rund 40 Beschäftigte mit Handicap der Lebenshilfe Nürnberger Land nutzten das Modell bereits – Tendenz steigend.

“Allein hätte ich das nicht gepackt.”

“Barbara ist für mich eine Kollegin, aber auch eine Vertrauensperson und meine Mentorin”. - Bildszene Oehm mit ihrer Berufspatin beim Check der "Wochenliste".

Wie gut berufliche Inklusion gelingen kann, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, zeigt das Beispiel von Christine Oehm. In der Kita steht ihr gegenüber Barbara Wild, als sogenannte Berufspatin, mit Rat und Tat zur Seite.

“Barbara ist für mich eine Kollegin, aber auch eine Vertrauensperson und meine Mentorin”, so Oehm und räumt ein, dass die Unterstützung durch ihre ‘Patin’ und Integrationsbegleiterin gerade während des Lehrgangs eine immense Hilfe gewesen sei. “Allein hätte ich das nicht gepackt.”

Fotos aus Christine Oehme Berufsalltag

Ein Foto (aus 2018) von Christine Oehm. Souverän unterstützt sie das Kita-Team, hier beispielsweise bei der Essensausgabe. Das Mittagessen kommt übrigens aus der Küche der Moritzberg-Werkstätten.

Gut vernetzt - Christine Oehm schätzt die Lebenshilfe

Reitabzeichen und Reitführerschein: Christine Oehm und ihr Freund Kristian Keskes zeigen stolz ihre Urkunde in die Kamera. Der Pferdesport für Menschen mit Behinderung ist ein großes Hobby der jungen Leute. Selbstbestimmt, aber mit Begleitung durch die Le

Christine Oehm steht mit beiden Beinen im Leben. Sie lebt sehr selbständig und selbstbestimmt in einer Mietwohnung. Damit dies gelingt, begleiten Mitarbeiter*innen des Ambulant Unterstützen Wohnens, kurz A U W, die junge Frau. Die Wochenenden verbringt sie gerne mit und bei ihrem Freund Kristian. Beide haben den Reitsport für sich entdeckt. Inzwischen haben Christine Ohem und ihr Freund Kristian Keskes (Foto) im Reittherapiezentrum der Moritzberg-Werkstätten in Lauf/Schönberg zuletzt das Reiterabzeichen und den Reitführerschein gemacht.

Gutes tun: JETZT HIER SPENDEN.