Seit zehn Jahren zeigt das Team der Rosengärtnerei Kalbus in Altdorf-Hagenhausen, wie einfach Inklusion ist. Einmal im Monat helfen Schülerinnen und Schüler der Dr. Bernhard Leniger Schule in der Gärtnerei mit.
„Wir haben Kürbis angesät und können diese nach den Sommerferien ernten“, erzählt der elfjährige Dominik. Stefan dagegen erntet am liebsten Kräuter, weil die so herrlich duften. „Dill, Lavendel, Rosmarin oder Basilikum“, zählt er sofort seine Lieblingskräuter auf. „Ich weiß auch, wie die aussehen und auch, wie die schmecken.“ Sogleich zeigt er auf die Kräuterbeete mit den Pflanzen. Das "Grüne Klassenzimmer" ist wahrhaftig nachhaltiger Bio-Unterricht.
Von Anfang an hat Inge Angermann den Praxis-Unterricht begleitet und meint, dass das Geheimnis des beliebten Unterrichts an seiner Ganzheitlichkeit liegt: „Es ist ein Mix aus Gartenarbeit und Theorie, aus Bewegung und Musik und sogar aus Essen und Spaß haben. Wir lernen hier alle dazu, weil Familie Kalbus und die neuen Pächterinnen Stefanie Hauke und Stefanie Lill, nicht nur handwerkliches sondern auch pädagogisches Geschick haben.“
Nach über zehn Jahren „Grünes Klassenzimmer“ ist sich Inge Angermann sicher, dass die Schülerinnen und Schüler durch ihre Arbeit in der Gärtnerei auch den Jahreskreis nun viel bewusster wahrnehmen. Feste und Traditionen würden von den Buben und Mädchen durch ihre Mitarbeit in der Gärtnerei intensiver erlebt werden, zu der beispielsweise auch fränkische Brauchtumspflege, wie das Aufstellen eines Maibaums, gehört. „Ich erinnere mich gern an unseren Maibaum. Die Buben und Mädchen durften den Maibaum der Rosengärtnerei mit bunten Krepp-Girlanden schmücken und aufstellen. Mit Liedern haben wir dann 'den Frühling' am Maibaum besungen“, erinnert sich die Lehrerin.
In jedem Schuljahr erleben die Schüler, wie aus Samen oder Wurzeln, neue Pflanzen wachsen. Und sie merken, Pflanzen brauchen Pflege. „Verblühtes abzupfen oder schneiden, Unkraut jäten – die Schüler entwickeln ganz schnell Geschick für diese praktischen Arbeiten“, lobt Stefanie Hauke. Sie und Mitpächterin Stefanie Lill leben das inklusive Engagement der Familie Kalbus weiter und nehmen sich an diesen Tagen gerne Zeit für „ihre Kinder“.
Ein Unterricht, der alle mitnimmt, mit allen Sinnen. – Im Sommer, vor der Pause haben wir wieder Kürbis gesät. Im Herbst wird die Klasse dann die Kürbisse ernten und Kürbismasken schnitzen und, dass man aus mancher Kürbissorte auch schmackhaftes Suppen zubereiten kann.
Auch die gemeinsame Brotzeit ist Bestandteil des Unterrichts. „Vor dem Essen singen wir ein Lied, natürlich passend zur Jahreszeit“, erzählt Schüler Dominik.
Renate Höfling, die bis zu ihrer Rente ebenfalls an der Lebenshilfe-Schule tätig war, unterstützt Lehrerin Angermann jetzt ehrenamtlich bei diesem besonderen Unterricht. Missen will Renate Höfling ihre neue Tätigkeit nicht: „Dieses Ehrenamt, mit den Schülern, mit Inge Angermann und dem Rosengärtnerei Kalbus-Team, gibt mir so viel zurück.“
Zuletzt besuchte Waltraud Schneider, Fachvorstand für die Dr. Bernhard Leniger Schule und selbst früher Lehrerin, die Schüler in der Rosengärtnerei. Den Schnupper-Unterricht hat die Fachvorständin gern wörtlich genommen. „Der Unterricht in der Gärtnerei war ein großartiges Erlebnis für mich. Die Buben und Mädchen lernen buchstäblich mit allen Sinnen,“ so das Resümee von Waltraud Schneider.
„Inklusion ist, was wir daraus machen und zulassen. Ihr zeigt mit Eurer praktischen ‚Hilfe zur Selbsthilfe' für unsere Schüler, wie einfach man inklusive Gesellschaft leben kann,“ dankte Gerhard John gegenüber dem gesamten Kalbus-Team für deren Engagement. Inzwischen gibt es auf dem Gelände der Rosengärtnerei sogar einen Lebenshilfe-Pavillon, eine Mini-Dokumenta des Vorzeigeprojekts auf knapp zwei Quadratmetern.